Die Kunst ist die reine Verwirklichung der Religiosität, der Glaubensfähigkeit, Sehnsucht nach ,Gott‘. (…) Die Fähigkeit zu glauben ist unsere erheblichste Eigenschaft, und sie wird nur durch die Kunst angemessen verwirklicht. Wenn wir dagegen unser Glaubensbedürfnis in einer Ideologie stillen, richten wir nur Unheil an1
1Entnommen aus: Gerhard Richter, Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2008, S. 203
Gerhard Richter zählt zu den berühmtesten lebenden deutschen Künstlern. Seine Werke erzielen auf Auktionen Rekordsummen. Damit ist mit den Superlativen noch nicht genug. Denn für manch einem gilt Gerhard Richter als Retter der Malerei des 21. Jahrhunderts. Dabei lässt er sich nicht auf einen Stil festlegen, sondern sein künstlerisches Prinzip ist der permanente Stilbruch…mehr
Er malt abstrakt und Landschaften in der Tradition der Romantik, Wolkenbilder und Seestücke, Stillleben und Portraits. Und erfindet sich immer wieder neu – mit fotorealistischen Naturdarstellungen oder unscharfen Gemälden, mit Installationen aus Glas oder Spiegel oder abstrakten Farborgien. Wesentlich für sein Werk ist Gerhard Richters Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie. Er überträgt die Fotografie in die Malerei. Dies nicht nur in seinen gegenständlichen Gemälden, sondern auch in seinen abstrakten.
In seinen Gemälden setzt er sich immer wieder mit deutschen Themen auseinander. Das mag an seiner Biografie liegen: Er wird 1932 in Dresden geboren. Der Zweite Weltkrieg kostet vielen Familienmitgliedern das Leben. Richter hält sie später in Portraits fest. Zunächst studiert er an der Akademie der Künste in Dresden. 1961 flieht er kurz vor Mauerbau nach Westdeutschland. An der Kunstakademie Düsseldorf setzt er sein Studium fort und entwickelt jene neuen Formen der Malerei, durch die er seit vielen Jahrzehnten internationale Beachtung erhält.
Neben der Malerei hat Gerhard Richter bis heute ein Konvolut von rund 230 Editionen geschaffen. Richter nutzt Editionen seit den 1960er Jahren, um seine Kunst neu zu interpretieren und gleichzeitig zu verbreiten. Bereits die frühen Druckgrafiken zeigen, dass er Fragestellungen, die ihn in der Malerei beschäftigen, auch in den Editionen formuliert auf neue und überraschende Weise: Fragen nach dem Verhältnis von Original und Reproduktion, nach den Eigenschaften von Malerei und Fotografie sowie nach der Lesbarkeit der Motive. Richters Umgang mit verschiedenen Drucktechniken und Stilmitteln der Malerei ist von einer großen Offenheit und Experimentierfreude gekennzeichnet. Auch in den Editionen experimentiert er mit der Malerei und schafft sogenannte Unikate in Serie. Er hinterfragt dabei ebenso sein Selbstverständnis als Künstler: „Manchmal denke ich, ich sollte mich nicht Maler nennen, sondern Bildermacher. Ich bin mehr an Bildern interessiert als an Malerei.“