…und gern lasse ich mich verblüffen, auch von den unscheinbaren Dingen. Da braucht es gar nicht die großen Gesten. Auch nicht die Tollkühnen Künstlerschöpfungen. Er reicht, sich dem zu widmen, was uns ständig umgibt. Auch das Unbedeutende hat eine Würde, ein Geheimnis, Robert Rauschenberg
Robert Rauschenberg, geboren 1925 im texanischen Port Arthur, gilt als Vater der amerikanischen Pop-Art. Er hat die Kunst und das Sehen maßgeblich verändert und zählt zu den erfindungsreichsten Künstlern des letzten Jahrhunderts. Der Preisträger des Leonardo da Vinci World Award of Arts von 1995 öffnet in den 1950er Jahren den endlosen Bildraum der amerikanischen, abstrakten Malerei ins Dreidimensionale. Seine Bilder und Skulpturen sind Kaleidoskope des urbanen Lebens. In ihnen nimmt er auf, was zuvor noch nie in Bildern zu sehen war: Alltagsgegenstände unterschiedlicher Stofflichkeiten, robustes und zugleich poetisches.
Berühmtheit erlangt Robert (Milton Ernest) Rauschenberg mit seinen Combines (1954-1964), Collagen, die sowohl malerische Elemente als auch Skulpturales beinhalten. Das kann eine im Bild implementierte Ziege mit einem Autoreifen um ihren Leib sein, wie im Monogram von 1955 oder ein Hahn, der auf einem Pin-up Kasten sitzt, der wiederum auf einem Holzpfosten steht, der sich auf einem Kissen befindet wie in Odaliske/Haremsfrau, datiert 1955-1958. Da gibt es grobe und zugleich spielerische, zarte Momente. Im Sommer 1962, zeitgleich zu und unabhängig von Andy Warhol, entdeckt er die Siebdrucktechnik auf Leinwand für sein Œuvre und überführt seine Combines in großformatige Drucke unterschiedlicher Materialität. 1964 erhält er den Großen Preis der 32. Biennale di Venezia.
Rauschenberg ist nicht nur Maler, Bildhauer und Fotograf, sondern arbeitet interdisziplinär. Am Black Mountain College in North Carolina studiert er nach dem Militär im Alter von 23 Jahren bei dem 1888 in Bottrop geborenen Josef Albers, der bis zur Machtergreifung der Nazis am Bauhaus in Weimar lehrte. Dort lernt er John Cage, Komponist, Merce Cunningham, Choreograph, und Cy Twombly, bildender Künstler, kennen. Gemeinsam entwickeln sie mehr als zwanzig Tanzprojekte. Rauschenberg befreundet sich mit Jasper Johns, der ebenso den Alltag zum Thema seiner Kunst macht. Sie entwerfen für Cunningham Bühnenbilder, für Cage Plakate und bereiteten Happenings vor.
Rauschenbergs Werke sind weltweit in fast allen großen Sammlungen vertreten. Allein das Museum of Modern Art in New York besitzt rund 350. Seine Arbeiten erzielen auf Auktionen Rekordsummen. Mit der Verwendung von Konsumartikeln, Objekten des Alltags und Versatzstücken der Medien wird Robert Rauschenbergs Kunst prägend für eine neue Generation von Künstlern. Dabei zählt er nicht nur zu den innovativsten, sondern auch zu den verantwortungsvollsten des 20. Jahrhunderts.