Ich war nur die, die den Künstlern ins Gesicht und in die Seele schauen wollte, Angelika Platen*
*Thomas Hettche im Gespräch mit Angelika Platen, entnommen aus: Künstlerportraits von Angelika Platen, Hatje Cantz Verlag, 2011.
Angelika Platen zählt zu den großen Fotografen Deutschlands. Sie gilt als Meisterin des intimen Künstlerportraits. Ihre Momentaufnahmen erzählen vom Künstlerzirkus gestern und heute, von der Verbindung zwischen Kunstwerk und Kunstschaffendem und vom besonderen Verhältnis zwischen Fotograf und Modell. Die Liste, der von ihr portraitieren Künstlerinnen und Künstler ist lang und liest sich wie das Who Is Who der jüngeren und jüngsten Kunstgeschichte… mehr
Angelika Platen hat sie alle portraitiert, viele mehrmals, etliche bevor sie berühmt wurden: Joseph Beuys, Georg Baselitz, Sigmar Polke, Gerhard Richter bis Man Ray, Robert Rauschenberg und Andy Warhol, von Marina Abramović über Hanne Darboven, Sylvie Fleury, Cornelia Schleime, Monica Bonvicini bis SEO. Zu vielen hatte oder hat sie ein besonderes Verhältnis. Sie schafft Einzelbilder oder Sequenzen, ähnlich eines Films, auf der Suche nach Wahrheit und Authentizität und erlaubt Einblicke in die Quintessenz künstlerischen Daseins.
Ihre Aufnahmen der 1960er und 1970er Jahre dokumentieren und interpretieren eine für die Kunst bedeutende Zeit des Aufbruchs. Damals entstehen Portraits von Marina Abramović, Baselitz, Polke, Richter, Christo, Walter de Maria oder Warhol, die bis heute das offizielle Bild dieser Künstler prägen. 1976 legt sie die Kamera für viele Jahre zur Seite. Seit 1997 fotografiert sie wieder, ausschließlich analog, ohne Blitz, oft in Schwarzweiß. Sie nimmt die heutige künstlerische Avantgarde auf und schreibt als Langzeitstudie die Portraitgeschichte der inzwischen Arrivierten fort. In ihrer neuen Werkserie widmet sie sich ausschließlich der gegenwärtigen Künstlerinnen-Szene, die sie in Ateliers und Galerien fotografiert und 2018 unter anderem in Arles und in Berlin ausstellt.
Ihre Arbeiten befinden sich in vielen Museen und Sammlungen: im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt; Hessischen Landesmuseum, Darmstadt; Berlinische Galerie; Staatlichen Museen zu Berlin; Museum Kunstpalast Düsseldorf, Hamburger Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, um nur einige zu nennen.
Angelika Platen wurde 1942 in Heidelberg geboren. Von 1963–65 studiert sie Kunstgeschichte, Romanistik und Orientalistik an der Freien Universität Berlin und 1968 Fotografie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, bevor sie sich als Freie Fotografin auf zeitgenössische Kunst und Künstlerportraits spezialisiert und unter anderem für DIE ZEIT arbeitet. Von 1972 bis 1975 leitet sie die Galerie an der Milchstrasse, Hamburg, deren Gründer Gunter Sachs war, und zieht später nach Paris. Von 1977 bis 1997 ist sie als Leiterin der Werbe- und Kommunikationsabteilung in der Automobilindustrie tätig. 1998 widmet ihr das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt eine große Einzelausstellung. Andere Museen folgen. Es ist der Startschuss für die nächste Phase ihrer künstlerischen Karriere.