Michael Schultz Daily News Nr. 968

Michael Schultz Daily News Nr. 968

Berlin, den 1. Juli 2015

auch wenn die Debatten um Griechenland uns weiterhin beschäftigen, macht es keinen Sinn, sich tagetäglich ausführlich damit zu befassen. Die Nachrichtenlage ist derart verwirrt, dass eine genaue Analyse ohnehin kaum möglich ist. Der letzte Stand der Dinge sieht folgendermaßen aus: ob das Referendum am Sonntag überhaupt stattfindet, ist nicht gesichert; in Brüssel kommen heute die EU-Finanzminister zusammen und beraten auf Bitte Griechenlands über ein weiteres Hilfspaket in Höhe von 29 Milliarden Euro. Heute Abend kann das alles schon wieder ganz anders aussehen. Die Kanzlerin spricht ab 13 Uhr im Bundestag zu diesem Thema. Morgen wissen wir wahrscheinlich auch nicht mehr. Turbulente Tage.

Aber auch wettermäßig wird es eine heiße Woche werden: nur noch im äußersten Norden wird  heute die 30 Grad Marke nicht geknackt. Eine extreme Hitzewelle rollt auf uns zu; im Süden und Südwesten geht es heute schon auf die 35 Grad zu, und ab morgen wird es flächendeckend über 30 Grad warm sein. Bis zum Wochenende soll es am Niederrhein zu Temperaturen von knapp über 40 Grad kommen. Saharahitze zwischen Wesel und Kleve.

Kurze Hosen und ärmellose Shirts statt Krawatte und Jackett. Die britischen Gewerkschaften haben wegen der enormen Hitze die Unternehmen aufgefordert, der Sommerhitze wegen den Dresscode am Arbeitsplatz zu lockern. Außerdem soll es Beschäftigen bei Temperaturen von über 30 Grad erlaubt sein, öfter kleinere Pausen einzulegen. 'Ärmellose Oberteile und kurze Hosen seien nicht für jedes Personal die passende Kleidung. Aber zumindest diejenigen, die nicht mit Kunden zu tun haben, sollten ihre Strumpfhosen, Krawatten und Anzüge ablegen dürfen', vermerkt dazu der Gewerkschaftsdachverband Trades Union Congress.

Alle, die heute früh etwas ausgeschlafener aus dem Bett gekommen sind, verdanken dies einer einzigen Schaltsekunde, die wir letzte Nacht schlafen durften. Um 1:59:59 Uhr wurde diese zusätzliche Sekunde in die Zeitmessung eingeschoben. Funkuhren haben sich automatisch umgestellt, teilt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt aus Braunschweig mit. Alle anderen müssen von Hand nachjustiert werden. Schaltsekunden sind notwendig, da sich die Erde immer langsamer dreht. Alle drei Jahre müssen diese eingefügt werden.

Beim Blick in die bunten Nachrichten des Tages wurde auch noch dieses entdeckt: wegen des Poststreiks wartet eine Frau in Bayern seit gut drei Wochen auf die Urne mit der Asche ihrer verstorbenen Mutter. Das Paket wurde am 11. Juni im Auftrag des Krematoriums aufgegeben und ist seither verschollen. Jetzt trauert die Hinterbliebene, und die Post macht sich auf den Weg, das Päckchen mit der Mutter zu finden. Dass der Versand sterblicher Überreste bei uns im Land per Post überhaupt möglich ist, wundert schon.

In Japan wurde rund vier Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima die Betreibergesellschaft Tepco zu Schadensersatz verurteilt, weil sich ein Anwohner aufgrund der Vertreibung aus seiner verseuchten Heimat das Leben genommen hat. Ein japanisches Gericht verurteilte das Unternehmen zur Zahlung von umgerechnet knapp 200.000 Euro an die Angehörigen. Seine Witwe und zwei weitere Familienmitglieder hatten den Prozess angestrengt.

Die chinesische Mauer wird löcherig, teilt die 'Beijing Times' heute mit. Rund 8.000 Kilometer des insgesamt 21.000 Kilometer langen Bauwerks sind beschädigt. Teilweise durch Eruption, aber auch durch Plündereien der ärmeren Landbevölkerung, die sich mit den Steinen ihre Häuser baut oder diese als Souvenirs an Touristen verkauft. Die größten Schäden allerdings werden durch die vielen Besucher verursacht, so die englischsprachige Tageszeitung.

Mehr oder weniger Wichtiges heute mal im Zeitraffer. Nachzutragen bleibt, dass unsere Fußballfrauen ohne Hals- und Beinbruch und mit erhobenem Haupt im WM-Halbfinale gegen die USA ausgeschieden sind. Gibt Schlimmeres.

ultz.de